Starting in January 2006 I followed the weblog of a US soldier who was stationed in Baghdad for 6 months at that time.
While searching the internet for harmless pictures from dangerous areas, which I wanted to use for a fake artist documentation, I found a photograph of a date lying on the ground. The caption was "Dates in Baghdad."
So I got into the maelstrom of a person who makes her thoughts and experiences available to the public on the internet almost daily. The discrepancy between her self-perception and what she sees as everyday life in contrast to the brutal, political reality inspired me to start a form of dialogue.
I processed her photos in a video:
Like in a slide show a selection of her pictures are lined up. On the soundtrack there is a simple guitar to which I sing about the soldier. I ask her about her motivation to show me all this and also about her motives to go this way. Most of the pictures show self-portraits, which she took with her camera at arm's length. Her gaze is always directed towards the viewer. A direct invitation.
Werkbeitrag Kunstkredit Basel-Stadt 2007
Jurybericht
Seit Jahren beschäftigt sich Barbara Naegelin in Videos, Live-Performances und musikalischen Experimenten mit der Überwindung von Ängsten und dem fragilen Erleben von Glück. Die eingereichte Arbeit „Meine Soldatin“ setzt diese Auseinandersetzung fort. Auslöser war eine Homepage, auf die die Künstlerin per Zufall gestossen ist: Es ist eine umfangreiche, kommentierte Bildersammlung einer jungen Amerikanerin, die nach 9/11 von der US-Armee angeworben wird und sich in Bagdad stationieren lässt. Diese Fotos und die täglichen Weblog-Einträge der jungen Soldatin provozieren und inspirieren die Künstlerin. Auf die ständige Selbstvergegenwärtigung und die schier unfassbare Naivität dieser Frau im Kampfanzug reagiert Barbara Naegelin mit Gitarre und Gesang und spricht sie im gleichzeitig huldigenden wie provozierenden Wortlaut als direktes Gegenüber an. In der Installation sind beide Frauen gegenwärtig. Barbara Naegelin führt sich selbst ins Video ein und lässt sich wie ihre Soldatin – einem militärischen Drill vergleichbar – im virtuellen Raum des Internets verschiedene Perücken aufsetzen. In Anbetracht der fast ganz ausgeblendeten mörderischen Vorgänge in Bagdad und der authentischen und artifiziellen Identifikation entlarvt Barbara Naegelin vollends die Doppelbödigkeit eines politisch stilisierten Selbstbildnisses. Motivation zur Beschäftigung mit ihrem Modell ist nicht die Perspektive der aufgeklärten, analysierenden Künstlerin, sondern ein Versuch der Einfühlung. „Meine Soldatin“ lässt uns verstört über die masslose Naivität einer leicht manipulierbaren Jugend zurück. Der Jury gefällt die schlüssige und einfache Form des Songs, welcher die adoleszente Egozentrik, naive Idolatrie und Blindheit gegenüber jeder politischen Macht geradezu liebevoll beantwortet.